Geboren am 22. April 1885 in Stuttgart
Ermordet nach der Deportation in das Ghetto Izbica
Interniert in Weißenstein im Februar 1942

Jenny war das Nesthäkchen in der Stuttgarter Familie Nathan; drei Geschwister waren vor ihr geboren worden, von denen noch zwei lebten, als Jenny zu Welt kam. Ihre aus der Pfalz stammenden Eltern betrieben in Stuttgart mit Erfolg einen Großhandel mit Baumwollwaren.

Als Jenny mit knapp 24 Jahren heiratete, war sie ein ‚gute Partie‘ mit erheblicher Mitgift. Ihr Ehemann, Benedict/Beno Elsas stammte aus einer bekannten Industriellenfamilie, die in Ludwigsburg beheimatet war, Mitinhaber der ‚Mech. Buntweberei Elsas & Söhne. Mit dem Jahr 1910 beginnend konnte sich das Ehepaar alle zwei Jahre über die Geburt eines Sohnes freuen: Richard, Martin, Ludwig. Nein, Beno Elsas erlebte die Geburt seines dritten Kindes nicht mehr: Fünf Tage zuvor starb er als deutscher Unteroffizier im Ersten Weltkrieg.

Jenny Elsas (Quelle: Yad Vashem)

Der Tod ihres Manns muss für Jenny ein lebenslanges Trauma bedeutet haben. Obwohl sie finanziell ohne Sorgen leben konnte, erkrankte sie psychisch und musste in den 20er Jahren mehrfach Kliniken aufsuchen. Ihre Söhne erkannten früh die Gefahr, die der Familie in der Nazi-Zeit drohte und flohen ins Ausland. Jenny vertraute darauf, als ‚Kriegerwitwe‘ geschützt zu sein. Als ihr Sohn Ludwig 1941 ein Visum für Kuba organisieren konnte, saß sein Mutter schon in der Falle.

Jenny Elsas und ihr Sohn Ludwig in Holland im Oktober 1936
(Quelle: Yad Vashem)

Von Stuttgart aus, wo sie seit März 1939 lebte, wurde sie im Februar 1942 aufs Schloss Weißenstein verbracht, aber schon im April musste sie das Zwangswohnheim wieder verlassen. Von Stuttgart aus wurde die 57-Jährige in das Ghetto Izbica deportiert. Wo genau sie ermordet wurde, ist nicht überliefert.

(10.06.2023 kmr)