Geboren am 19. April 1868 in Stuttgart

Als viertes Kind der Eheleute Jeanette und Hermann Stern lernte er den Beruf des Kaufmann und führte nach dem Ruhestand seines Vaters zusammen mit seinem Bruder Max den familieneigenen Tuchhandel in Stuttgart. Mehr zu seinem Schicksal finden Sie im Text zu Julius Schwester Anna Einstein, geb. Stern.

Julius Stern um 1918 (Quelle: Staatsarchiv Ludwigsburg)

Anders als meisten der Internierten aus dem Schloss stand Julius Stern in engem Kontakt mit einer Weißensteiner Familie, nämlich der Familie Wamsler, was ‚verboten‘ war und ein Risiko für beide Seiten bedeutete. Frau Emma Hanner, geb. Wamsler gab 2017 ihre Erinnerungen wieder:
„Julius Stern, ein intelligenter Mann, kam nicht nur zum Einkaufen ins Haus. Mein Vater führte ihn stets in die Stube und sie diskutierten dort über Hitler und die Lage in Deutschland und an der Front. Die Verwendung von Informationsquellen wie Zeitung und Radio war den jüdischen Schlossbewohnern untersagt. Herr Stern ahnte nichts Gutes, auch über das Schicksal der Juden machte er sich keine Illusionen. Er hat von Zeit zu Zeit meinem Vater was geschenkt, besser gesagt hinterlassen, und zwar ein silbernes Zigaretten-Etui,

Geschenk von Julius Stern an Familie Wamsler (Quelle: Franz Sickert)

einen vornehmen Spazierstock mit silbernem Löwen am Griff, eine lederne Briefmappe für Ausweise und Geldscheinesowie eine DIN A5-Lederkassette mit Druckknopf als Verschluss, verziert mit de n Initialen „J.S.“ (quasi ein Schreibset mit Einschiebefächern für Papierbogen, Karten und Briefmarken).

Geschenk von Julius Stern an Familie Wamsler (Quelle: Franz Sickert)

Diese Sachen sollten meinen Vater immer an ihn erinnern. Außer dem Spazierstock befindet sich noch alles im Familienbesitz.“

(12.09.2023 kmr)