Geboren am 10. Februar 1873 in Stuttgart
Ermordet am 4. September 1942 im KZ Ghetto Theresienstadt
Interniert in Weißenstein im November 1941
Anna Einstein war das jüngste von fünf Kindern des Ehepaars Jeanette, geb. Arnold und Hermann Stern. Ihr Vater betrieb in der Stuttgarter Seestraße einen Tuch-Großhandel. Anna wuchs mit Ihren älteren Brüdern Ludwig, Max und Julius in einem bürgerlichen Haushalt auf; die einzige Schwester war als Dreijährige schon vor Annas Geburt gestorben. Ob Anna eine berufliche Ausbildung erfahren hat, ist nicht überliefert.
Als 24-Jährige heiratete sie den zwei Jahre älteren Kaufmann Sigmund Einstein. Das Ehepaar blieb kinderlos; mit nur 41 Jahren starb ihr Ehepartner. Anna lebte bis ins Jahr 1928 in der gemeinsamen Wohnung, dann zog sie zu ihren Geschwistern Ludwig, Max und Julius, die zusammen im familieneigenen Haus in der Stuttgarter Seestraße wohnten.
In der Nazi-Zeit musste die Familie ihr Haus verkaufen, Anna Einstein kam in einem ‚Judenhaus‘ in der Wielandstraße 17 unter. Abgesehen von ihrem Bruder Julius Stern wohnten dort auch Emilie Gidion, Frime Frida Rosenrauch und Hermann Wolf, die zusammen mit Anna am 1. November 1941 ins Zwangswohnheim im Weißensteiner Schloss umziehen mussten.
Gemeinsam mit ihrem Bruder Julius und den langjährigen Bekannten Emilie Gidion und Hermann Wolf wurde Anna Einstein am 22. August 1942 von Stuttgart aus in das Konzentrationslager Ghetto Theresienstadt verbracht. Die 69-Jährige starb dort drei Tage nach ihrem Bruder Julius, nämlich am frühen Morgen des 4. Septembers 1942, auf dem Dachboden der Dresdner Kaserne, wo sie wahrscheinlich nicht einmal ein Bett vorgefunden haben wird.
Auf der ‚Todesfallanzeige‘, die die dortigen jüdischen Ärzte ausstellen mussten, wird ‚Altersschwäche‘ als Todesursache vermerkt. Die notierte Krankheit ’Darmkatarrh’ deutet das Elend an, in dem die Häftlinge in Theresienstadt leben mussten, ein von den Nazi gewolltes Elend, dem auch Anna Einstein zum Opfer fiel. Für das ‚Wohnen‘ im KZ Theresienstadt hatte Anna Einstein einen ‚Heimkaufvertrag‘ abschließen und dem Nazi-Staat 19.800 Reichsmark zahlen müssen.
(09.06.2023 kmr)