Geboren am 4. Dezember 1887 in Münchweiler an der Alsenz
Deportiert ab Stuttgart am 1. Dezember 1941 nach Riga/Lager Jungfernhof
Interniert in Weißenstein im November 1941
Mit 24 Jahren verließ Mathilde Levy ihre Heimatstadt, wo ihr Vater Isaak Levy eine Metzgerei betrieb. Mathilde, die zweite von vier Geschwistern ließ sich in Saarbrücken nieder und arbeitete als Hausangestellte; vermutlich erhielt sie zuvor eine hauswirtschaftliche Ausbildung. Drei Jahre später heiratete sie den ein Jahr älteren Koch David Gärtner. Im Jahr 1915 kam das erste Kind, die Tochter Alice Sophie, zur Welt; wie ihre Eltern lernte sie später einen ‚handfesten‘ Beruf, sie wurde ‚Deckenschneiderin‘. Im Jahr1930 ein erster Schicksalsschlag für Mathilde: Ihr Mann David starb; das zweite Kind, der Sohn Alfred Viktor Gärtner, war zu dem Zeitpunkt erst 10 Jahre alt, die Tochter 15. 1933 der nächste Schicksalsschlag: Der Sohn Alfred Viktor starb mit 13 Jahren.
Im Januar 1938, Mathildes Tochter hatte inzwischen geheiratet, zog Mathilde Gärtner von Saarbrücken nach Stuttgart. Hier hatte sie Probleme, eine Wohnung zu finden. Zuweilen lebte sie in einem jüdischen Fremdenheim, dann wohl zur Untermiete. Vermutlich arbeitete Mathilde Gärtner im Gemeindehaus der Israelitischen Gemeinde – als Jüdin konnte sie in der Nazi-Zeit froh sein, einem Beruf nachgehen zu können.
Anfang November wurde Mathilde Gärtner gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen; sie wurde im Schloss Weißenstein interniert. Einen Monat später gehörte sie zu den etwa 1.000 Jüdinnen und Juden, die von Stuttgart nach Riga in das Lager Jungfernhof verschleppt wurden, wo sie von den Nazis ermordet wurde.
(09.08.2023 kmr)